Vergiss Fördermittel, Rechtsform, Steuerfragen – Das kannst du jetzt tun, um dein Business erfolgreich zu starten

Warum Gründungsberatung oft falsche Schwerpunkte setzt und was du wirklich wissen musst, wenn du dich selbstständig machen willst

Worum geht’s?

(Zu viel zum Lesen: tltr)

Wenn du dich selbstständig machen möchtest, wirst du zu Beginn oft mit Fragen konfrontiert wie: Welche Rechtsform ist geeignet? Wie komme ich an Fördermittel? Welche steuerlichen Aspekte muss ich beachten? Wie beantrage ich einen Gründungskredit bei meiner Bank? Der Grund: klassische Existenzgründerberatung setzt aus meiner Sicht oft falsche Beratungsschwerpunkte.

Bevor du dich mit Fragen nach Markenanmeldung, rechtlichen Voraussetzungen oder Kreditbedarf beschäftigst, darfst du erst einmal deine Geschäftsidee viel gründlicher unter die Lupe nehmen. Klar, wir sind motiviert und überzeugt von unserer Idee. Doch seien wir ehrlich: zunächst ist unsere Geschäftsidee nichts anderes als eine Ansammlung von Vermutungen. Wir vermuten, wer unsere Einstiegskunden sein könnten. Wir vermuten, vor welchen Problemen unsere Kunden stehen. Wir vermuten, dass wir eine Lösung für diese Probleme haben und so weiter.

Einige dieser Vermutungen sind kritisch für den Erfolg unseres Vorhabens. Also sollten wir diese so schnell wie möglich überprüfen, bevor wir viel Geld und andere Ressourcen in unsere Unternehmensgründung stecken. Was hinter dieser Denkweise steckt und wie du das Risiko für deinen Business-Neustart massiv senken kannst, das erfährst du in diesem Artikel.

Selbstständig machen: „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll“

Wenn ich mich mit Menschen unterhalte, die ihr eigenes Business starten wollen, dann werde ich oft mit Fragen konfrontiert wie:

  • Welche Rechtsform soll ich wählen?
  • Wie geht das mit der Gewerbeanmeldung? *
  • Ich habe mir eine super Marke einfallen lassen. Wie kann ich die schützen lassen?
  • Was will das Finanzamt alles von mir wissen? Was muss ich steuerlich beachten?
  • Wo bekomme ich Fördermittel her?
  • Wer hilft mir bei all diesen Fragen? Wer berät mich dazu?
  • Ich habe so viele organisatorische Sachen vor mir liegen. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.

Wenn du gerade mit dem Gedanken spielst, dein eigenes Ding zu starten – sind das die Fragen, die dich im Moment bewegen?

Ich würde dich an dieser Stelle etwas anderes fragen. Ich würde dich zum Beispiel fragen:

  • Wer ist denn deine ideale Kundenzielgruppe? An wen möchtest du dich mit deiner Geschäftsidee wenden?

Dazu würde ich intensiv nachhaken, um der Sache richtig auf den Grund zu gehen. Denn erfahrungsgemäß lautet die Antwort auf diese Frage oft: „Naja, jeder der …“. Das heißt, Kundenzielgruppen werden meist zu grob definiert.

Wenn du dort bereits deine Hausaufgaben gemacht hast, könnten weitere Fragen von mir lauten:

  • Wie erreichst du die Menschen aus deiner idealen Kundenzielgruppe?
  • Wie stellst du sicher, dass du regelmäßig Interessenten aus deiner Zielgruppe für dein Angebot gewinnen kannst?

Du siehst, es sind also völlig andere Fragen, die ich mir auch selbst stelle, wenn ich ein neues Geschäftsmodell erschaffen möchte.

Warum stellen angehende Existenzgründer:innen die falschen Fragen?

Ich habe mich daher gefragt, was die Ursache dafür ist, dass Menschen, die ein Business starten wollen, all diese organisatorischen Fragen als erstes im Kopf haben. Also habe ich im Internet neugierig nach einschlägigen Begriffen gesucht wie Existenzgründung, selbstständig machen und noch ein paar Varianten davon. Unter den ersten Treffern finden sich zum einen private Existenzgründerberater:innen und zum anderen öffentliche Einrichtungen wie IHKs und Handwerkskammern, die Informationen für Existenzgründer bereitstellen.

Nach näherer Betrachtung dieser Angebote stellte ich fest, dass die oben angesprochenen organisatorischen Fragen im Rahmen klassischer Existenzgründungsberatungtatsächlich tatsächlich einen großen Raum einnehmen – sowohl bei privaten Gründungsberatungen als auch bei öffentlichen Organisationen, die Menschen in die Existenzgründung begleiten. Ich habe einmal auf die Website meiner lokalen Industrie- und Handelskammer geschaut. Dort gibt es ein Referat für das Thema Gründerberatung. Auf der Webseite wird ein Leitfaden bereitgestellt: „10 Schritte zur Gründung“. Unter anderem da aufgeführt:

  • das Thema rechtliche Voraussetzungen prüfen.
  • Startkapital berechnen und beschaffen (also Fördermittel oder Fremdkapital)
  • Erlaubnisse und Genehmigungen beantragen
  • Unternehmer und Unternehmen versichern
  • das Unternehmen anmelden.

Natürlich ist auch das Thema „Businesskonzept/ Businessplan“ aufgeführt. Interessierte Gründer können sich weitere Informationen zukommen zu lassen in Form eines sogenannten Startup-Pakets. Hier stehen unter anderem Themen zur Auswahl wie:

  1. allgemeine Informationen zur Existenzgründung.
  2. Thema Businessplan
  3. Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten
  4. rechtliche Anforderungen
  5. steuerliche Aspekte
  6. Informationen zu Kranken und Rentenversicherung…

Diese vielen Informationen klassischer Gründerberatung haben durchaus ihre Berechtigung. Doch aus meiner Sicht haben diese Fragen ganz am Anfang deines Gründungsvorhabens nicht die Relevanz, die ihnen offenbar eingeräumt wird. Es sind nicht die wichtigen Fragen, die wir uns zu Beginn unserer Selbständigkeit stellen können. Im Gegenteil, sie lenken uns oftmals von den wichtigen Themen ab.

Also, vergiss das Thema Rechtsformen, vergiss das Thema Gewerbeamt/ Gewerbeanmeldung, vergiss das Thema Markenschutz/ Patentamt, vergiss das Thema Finanzamt/ Steuern, vergiss das Thema rechtliche Anforderungen an dein Business. Ich finde, bevor du dein eigenes Business gründest, gibt es ein paar ganz andere wichtige Schritte, die du zuerst gehen kannst.

1. Schritt: Errichte dein unternehmerisches Fundament

Welche Schritte meine ich? In meinem Artikel über ein solides Fundament für einen Business-Start geht es um das Thema „Neustart von Null“ und ich habe darin beschrieben, was es bedeutet, das Fundament für all deine unternehmerischen Schritte und Bemühungen zu legen. Hier eine kurze Zusammenfassung dazu:

Säule #1: Persönliche Klarheit

Unter dem unternehmerischen Fundament verstehe ich, sich als erste Säule Klarheit über sich selbst zu verschaffen. Verschaffe dir Klarheit über deine Motive. Warum willst du dich selbstständig machen? Was sind deine persönlichen Ziele? Wie möchtest du in fünf oder zehn Jahren dein Alltagsleben gestalten? Was ist dir wichtig im Leben? Und wie stellst du dir deine unternehmerische Zukunft vor? Wie soll dein Business in den nächsten Jahren ausschauen (Stichwort unternehmerische Vision)?

Säule #2: Finanzielle Klarheit

Die zweite wichtige Säule für dein Existenzgründungsfundament ist das Thema „Klarheit über deine Finanzen“. Dabei geht es nicht darum, wie du Kredite von der Hausbank besorgst. Es geht darum, dir ebenfalls Klarheit über deine persönliche finanzielle Situation zu verschaffen, wenn du ein Unternehmen gründen möchtest. Du kannst in diesem Schritt zwei Frage klären: hast du Rücklagen, die du investieren kannst? Wie lange kannst du deinen jetzigen Lebensstandard aufrechterhalten, wenn du über eine längere Periode überhaupt kein Einkommen erzielst? Das kann vorkommen, wenn wir uns selbstständig machen. Sind keine ausreichenden Rücklagen vorhanden oder ist die Finanzierung deines Lebens während der Gründungsphase nicht gesichert, sollte der Fokus zunächst auf der Frage liegen, wie du ein solches finanzielles Polster aufbauen kannst.

Säule #3 Verschaffe dir nachhaltig Zeit und Energie

Für die dritte wichtige Säule deines unternehmerischen Fundaments geht es darum, dass du dir die nötige Zeit und die nötige Energie für ein solches großes Vorhaben verschaffst. Vielleicht bist du im Moment noch in einer Festanstellung, in Ausbildung oder auch in Elternzeit – ich gehe jedenfalls davon aus, dass du bereits einen geregelten Alltag mit all seinen Pflichten und Verantwortungen hast. Nun gilt es, dir gezielt und regelmäßig Zeit für die Verwirklichung deines Traumes zu verschaffen, damit dein Vorhaben nicht im Alltag untergeht.

2. Schritt: Entwickle und teste dein Geschäftsmodell

Wenn du dir dein unternehmerische Fundament errichtet hast, dann folgt der aus meiner Sicht zweite notwendige grundlegende Schritt für dein Gründungsvorhaben. Dieser zweite Schritt lautet: entwickle ein tragfähiges Geschäftsmodell. Was ich hier so kurz zusammenfassen lässt, bedeutet in Wahrheit jede Menge Arbeit. Vielleicht fragst du dich: was bedeutet es genau, ein stabiles und tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln? Soll ich einen Businessplan aufschreiben, wo ich mir Gedanken darüber mache, wie viele Kunden ich in sechs Monaten bedienen möchte?

Jein. Ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln, bedeutet strategische Arbeit. Das bedeutet kreative Konzeptarbeit. Es geht darum, ein Geschäftskonzept zu entwickeln, das zukunftsfähig ist und das die Grundlage für deinen unternehmerischen Erfolg bildet. Ja, das mag zu Beginn ein bisschen abschreckend wirken. Doch ich halte es für unerlässlich. Und es kann sogar Spaß machen, wenn du dieses Unterfangen mit der richtigen Einstellung angehst. Schließlich ist das Ziel, die Grundlagen für dein freies und selbstbestimmtes Leben als Unternehmerin und Unternehmer zu legen. Du möchtest sicher nicht zu denen gehören, die innerhalb der ersten fünf Jahre ihr Gründungsvorhaben wieder aufgeben müssen. Leider sind das mit 60 bis 80 Prozent die meisten Gründer:innen, da wollen wir auf keinen Fall dazugehören!

Deine Geschäftsidee – nichts als Vermutungen!

Geschäftskonzept entwickeln. Stell dir vor, du hast schon eine Geschäftsidee im Hinterkopf und willst sie endlich in die Tat umsetzen.

Tatsächlich sieht die Praxis einer Unternehmensgründung so aus, dass es sich bei einer Geschäftsidee lediglich um eine Ansammlung von Vermutungen handelt.

Was meine ich damit? Wir vermuten, dass es Menschen gibt, denen wir mit unserer Dienstleistung oder unserem Produkt das Leben erleichtern können. Wir vermuten es – Gewissheit haben wir keine. Wüssten wir es, hätten wir bereits ein funktionierendes Geschäftsmodell.

  • Wir vermuten, eine bestimmte Personengruppe (unsere Zielgruppe) könnte sich für unsere Idee begeistern.
  • Wir vermuten, dass diese Menschen bestimmte Sorgen, Nöte oder Probleme haben.
  • Wir vermuten, dass wir für diese Sorgen, Nöte und Probleme die passende Lösung haben.
  • Und außerdem vermuten wir auch, dass diese Menschen für unsere Lösung Geld bezahlen möchten.

Einige dieser Vermutungen sind kritisch für unseren Geschäftserfolg. Wenn sich so eine kritische Vermutung im Laufe der Zeit als falsch herausstellt, wird unser gesamtes Business zusammenbrechen oder vielleicht gar nicht erst richtig anlaufen.

Eine Gründungsidee ist nichts weiter als eine Ansammlung an Vermutungen. Und wir haben bisher noch keine Beweise, dass unsere Vermutung der Tatsache oder der Realität entsprechen. Das mag vielleicht einleuchtend sein, wenn deine Geschäftsidee etwas revolutionär Neues, wo unsicher ist, wie Menschen auf deine Idee reagieren werden. Was anderes ist es doch, wenn du dich auf einem Gebiet selbständig machen möchtest, wo es schon jede Menge Wettbewerb gibt, oder?

Moment, der Bedarf für meine Idee ist längst bewiesen… Wirklich?

Vielleicht möchtest du einen Handwerksbetrieb, ein Architekturstudio oder eine Softwareschmiede eröffnen. Natürlich weißt du, dass es Menschen gibt, die deine Handwerksdienstleistung benötigen. Du weißt, dass es Menschen gibt, die Gebäudepläne oder Software benötigen. Was soll also dieser ganze Quark von Vermutungen, die wir noch nicht bestätigt wüssten?

Nun, selbst wenn wenn sich dein Gründungsvorhaben in einer Branche bewegt, deren Mechanismen hinlänglich bekannt sind – Menschen also bereits Lösungen, wie du sie anbieten möchtest, regelmäßig kaufen – dann heißt das noch lange nicht, dass diese Menschen diese Lösungen auch von dir kaufen wollen.

Gerade in einer Branche, in der schon sehr viel Wettbewerb herrscht, geht es darum, dass du dich von bestehenden Unternehmen und Angeboten abhebst. Warum sollen die Leute von dir kaufen? Wenn du dir diese Frage stellst, werden die Antworten darauf erneut Vermutungen sein. Warum? Weil wir es schlichtweg noch nicht wissen können. Solange Menschen unsere Lösung noch nicht gekauft und Geld dafür bezahlt haben, handelt es sich auch bei einer weniger innovativen Geschäftsidee um eine Ansammlung unbewiesener Vermutungen.

Auch hier sind es oft Vermutungen zur Zielgruppe. Wer sind die Menschen, die ich ansprechen möchte? Es sind Vermutungen zum Problem der Zielgruppe. Was beschäftigt diese Menschen? Und es sind ebenso Vermutungen zur Lösung.

Ein Geschäftsmodell zu entwickeln bedeutet, die kritischen Vermutungen einer Geschäftsidee zu identifizieren und sie dann experimentell zu überprüfen.

Überprüfe die kritischen Vermutungen hinter deiner Geschäftsidee

Stimmt das, was ich mir ausgedacht habe oder darf ich nochmal neu drüber nachdenken? Diese Frage beschreibt eine völlig neue Denk- und Herangehensweise an deine Existenzgründung. Es ist die Denkweise von Unternehmer:innen. Der Zweck hinter dieser Art zu denken ist, unser Gründungsrisiko so gering wie möglich zu halten. Indem wir uns Gedanken darüber machen, ob die kritischen Vermutungen hinter unserer Geschäftsidee tatsächlich zutreffen, lernen wir schnell und kostengünstig, ob unsere Idee funktionieren kann oder nicht. Und genau das sollten wir herausfinden, noch bevor wir uns mit den Formalitäten einer Unternehmensgründung befassen.

Der Kern dieser Denkweise besteht darin, unsere Idee so schnell wie möglich Menschen aus unserer Zielgruppe vorzustellen. Es gibt unterschiedliche Wege, wie wir das tun können. Ein Weg ist es, von unserem Produkt oder unserer Dienstleistung eine Art Prototyp erschaffen. Dabei sollen die Entwicklungskosten so geringen wie möglich bleiben. Der Prototyp unseres Angebots muss nicht perfekt sein. Es sollte funktionieren. Die Kernfunktionen sollten vorhanden sein und mit diesem ersten Vorabprodukt können wir auf unsere Zielgruppe zugehen und lernen, wie unsere Zielgruppe darauf reagiert. Aus jeder dieser Reaktionen können wir etwas lernen. Wir erfahren, was wir verbessern können, wir verstehen auch, ob wir vielleicht mit unserer allerersten Idee noch nicht den Nerv unserer Kunden getroffen haben. Das gibt uns rechtzeitig die Möglichkeit, uns mental ein Stückchen zu drehen und eine neue Richtung einschlagen.

Oberstes Ziel ist, so schnell wie möglich so viel wie möglich über unsere Hypothesen zu lernen. Sind sie wahr oder nicht? Dann können wir frühzeitig reagieren und unsere Idee verfeinern, bevor wir unser gesamtes Gründungskapital aufgebraucht ist.

Wenn du jetzt mehr darüber erfahren möchtest, wie du ein tragfähiges Geschäftskonzept entwickeln kannst, welche einzelnen Schritte dafür notwendig sind, welche Informationen dazu brauchst und wie das alles praktisch funktioniert, dann lade ich dich recht herzlich ein, dich mit mir darüber auszutauschen. Und zwar kostenlos! Hier findest du die Möglichkeit, einen Termin für dein kostenloses Strategiegespräch mit mir zu buchen.

Keine Angst, deine Geschäftsidee ist bei mir selbstverständlich in guten Händen. Ich sichere dir 100 Prozent Diskretion und Vertraulichkeit zu. Ich freue mich schon, dich bald kennenzulernen.

Fazit (tltr)

Wenn du nur eine einzige Botschaft aus diesem Artikel mitnehmen möchtest, dann ist es diese:

Klassische Existenzgründerberatung setzt ihre Schwerpunkte bei der Beratung oft zu den Formalitäten einer Unternehmensgründung. Das halte ich für den falschen Ansatz, da wir Energie in Themen stecken, die zu Beginn weder wichtig noch dringend sind. Anstatt dich vor deiner Existenzgründung mit Fragen zu Fördermitteln, Steuerthemen, Bankkrediten oder Gesellschaftsrecht auseinanderzusetzen, identifiziere lieber die kritischen Vermutungen hinter deiner Geschäftsidee und überprüfe diese experimentell. So kannst du das Risiko einer Unternehmensgründung wirksam minimieren.

Ich wünsche dir weiterhin viel unternehmerischen Erfolg! Bleib gesund und neugierig,

Ronald.

Veröffentlicht im Februar 2021

Warum "tu, was du liebst" der falsche Ansatz ist, wenn du ein Unternehmen gründen willst

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