066: Vom Kopf ins Herz – eine persönliche Geschichte: Was ich von meinem Sohn für’s Leben gelernt habe

Worum geht’s?

Transskript der Podcastfolge

Als Mann und als Papa habe ich meinem eigenen Sohn einmal ganz krass Unrecht getan. Er hat es zum Glück nicht mitbekommen, da bin ich im heute sehr froh darüber. Aber diese Geschichte hat mir eine ganz wichtige Lektion gelehrt. Fürs Leben und auch für meinen Beruf als Unternehmer.

Und was mir diese Geschichte mit meinem Sohn gelehrt hat, darum geht es in dieser heutigen Podcast-Folge. Wenn dich das interessiert, bleib dran, es wird mega spannend.

Für diejenigen, die diese Folge bei YouTube sehen, die haben jetzt den großen Vorteil, da werde ich das Thema, das Bild, um das es ganz konkret geht, einblenden.

Das Geburtstagsgeschenk

Mein Sohn hat mir vor einigen Jahren einmal ein Bild gemalt zum Geburtstag. Und zwar am Tage meines Geburtstags. Früh am Morgen habe ich mitbekommen, dass er sich in sein Zimmer zurückgezogen hat und in aller Eile, so habe ich das damals empfunden, auf ein Blatt Papier etwas gemalt hat.

Und das hat er mir dann direkt zu meinem Geburtstag geschenkt.

Meine Reaktion war die: ich habe mich darüber gefreut, dass er sich selbst die Mühe gemacht hat, mir ein Bild zu malen. Ich weiß, er malt sehr gern. Und als er dann aus dem Haus raus war, auf dem Weg zur Schule, habe ich zu meiner Partnerin gesagt:

„Mensch, da hat sich unser Junge aber gerade in letzter Minute noch hingesetzt und schnell was zusammengekritzelt.“

Und kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen schaut mich meine Partnerin erst mit großen, entsetzten Augen an und war kurz darauf den Tränen nahe. Sie wusste gar nicht, was sie da gerade eben erlebt und gehört hat von mir. Und ich wusste es auch nicht, weil das war in dem Moment meine Empfindung gewesen oder mein Gedanke, der mir in den Kopf kam.

Eine neue Perspektive: was bedeutet „wertvoll“

Dann hat meine Partnerin mir eine völlig andere Perspektive aufgezeigt. Sie ist mit mir das Bild unseres Sohnes durchgegangen und hat auf jedes einzelne Element gezeigt und mir dadurch zu verstehen gegeben, dass mein Sohn mich mit seinem Herzen gemalt hat.

Dass es dabei überhaupt keine Rolle spielt, wann er das gemacht hat. Ob er das schon Tage vorher vorbereitet hätte oder eben, wie in diesem Fall, kurz vorm Frühstück.

Aber dass das überhaupt keine Rolle gespielt hat, denn mein Sohn hat mich gemalt, so wie er mich aus seinen Augen und vor allem aus seinem Herzen sieht.

Er sieht seinen Papa an einem Fluss sitzen, draußen in der Natur. Er weiß, wie viel mir das bedeutet, wie gerne ich mich draußen aufhalte.

Hat mich dort beim Fischen gemalt und ich sitze unter einem Baum.

Aber nicht unter irgendeinem – das ist mir erst danach aufgefallen. Ich sitze unter einer schönen, großen, ausladenden Weide, einem meiner Lieblingsbäume. Ich mag die Weidenbäume. Ich finde diese dünnen Äste, das hat irgendwas Magisches, sieht aus wie Engelshaar. Mir gefällt es sehr. Weiden an Flussufern zählen zu meinen Lieblingsbäumen.

Und mein Sohn hat das bewusst oder unbewusst widergespiegelt und zu Papier gebracht.

Und ich sitze da und was tue ich? Neben der Angelei habe ich Feuerstein in der Hand und bearbeite den, weil er weiß, dass ich mich für interessiere, wie unsere steinzeitlichen Vorfahren, unsere indigenen Ahnen gelebt haben und welche Fertigkeiten sie besessen hatten, aus einfachen, natürlichen Materialien alles herzustellen, was man für ein gutes Leben brauchte.

Diese Szene und alles, was damit verbunden ist, hat meinen Sohn zu Papier gebracht, um es mir zum Geburtstag zu schenken.

Und ich war damals nicht in der Lage, das zu erkennen und zu würdigen, sondern habe ein vorschnelles Urteil gefällt und damit meinem Sohn ganz großes Unrecht getan.

Wie gesagt, ich bin bis heute froh darüber, dass ich das zum Glück nicht ihm gegenüber geäußert habe, sondern nur gegenüber meiner Partnerin.

Und sie hat mich auf diesen fatalen Trugschluss hingewiesen, bis es mir wie Schuppen von den Augen gefallen ist.

Kurze Geschichte, lange Wirkung

Das hat mich lange, lange beschäftigt, tut es auch heute noch, sonst würde ich nicht darüber sprechen. Und das Ganze erzähle ich dir heute, weil es mit einem Thema zusammenhängt, was sich zu einer Art Lebensthema für mich persönlich herausstellt.

Wenn ich eine Überschrift darüber setzen müsste, dann heißt das Thema:

Verstand und Herz wieder neu zu verbinden.

Ich habe mich in den letzten Jahren und Jahrzehnten als einen Menschen erlebt, der einen unfassbar scharfen und analytischen Verstand besitzt. Und dieser scharfe und analytische Verstand hat mir in der Vergangenheit viele, viele gute Dienste geleistet und gleichzeitig ist er mein größter Gegner auf dem Weg zu dem Leben, was ich mir wünsche.

Das hat eine Weile gedauert, bis diese Erkenntnis in mir gereift ist, weil ich auf meinen scharfen und analytischen Verstand immer sehr stolz war. Weil er mir, wie gesagt, gute Dienste geleistet hat. Hat mich hervorragende Schulnoten und Abschlüsse und auch im Studium exzellente Prüfungsergebnisse und ein Top-Diplom als Ingenieur für Elektrotechnik beschert.

Und gleichzeitig hat er mich davor zurückgehalten, ganz andere Wege im Leben einzuschlagen.

Reise in die Vergangenheit

Wenn ich zurückschaue, war das nicht immer so. Ich habe als Kind zum Beispiel immer super gern Geschichten erfunden, Geschichten geschrieben und auch gezeichnet, ganz viel gemalt, also viel kreativ zum Ausdruck gebracht.

Das war das eine und das andere war, jede freie Minute habe ich draußen in der Natur verbracht. Auf den Wiesen, in den Wäldern der näheren Umgebung. Je nachdem, mit dem Fahrrad konnte ich mich dann ab einem gewissen Alter weit genug fortbewegen, über die Stadtgrenzen hinaus in die angrenzenden Wälder und Felder. Dort war ich für mein Leben gern unterwegs und habe dort Stunde um Stunde, Nachmittag um Nachmittag verbracht und habe einfach gemacht, worauf ich Lust hatte.

Irgendwann in meinem Leben ist eine Zeit gekommen sein, wo ich aufgehört habe, auf mein Herz zu hören und statt dessen dem Verstand immer mehr Gehör geschenkt habe.

Als ich noch meinem Herzen folgte

Es gibt eine Story, die mir zeigt, dass ich als Kind völlig anders gehandelt habe, als ich das später als Erwachsener gemacht habe.

Wie gesagt, ich habe ein mathematisch-naturwissenschaftliches Talent mitbekommen. Das heißt, es fällt mir sehr leicht, komplexe technische oder mathematische, physikalische Zusammenhänge zu verstehen, mir zu merken, Verbindungen herzustellen zwischen verschiedensten Fachgebieten, wo ich Dinge drüber lerne.

Das fällt mir sehr leicht. Deswegen ist mir auch das Lernen in der Schule, im Studium und so weiter immer sehr leicht gefallen.

Und weil mir das so leicht fiel, wurde ich von den Lehrern dazu ausgewählt, an Mathematik-Olympiaden teilzunehmen und dort zuerst die Klasse und später dann die Schule zu vertreten. Und das habe ich immer mal gemacht.

Jedes Jahr war das wieder dran. Habe dort die Schul-Olympiaden auch gewonnen oder vordere Plätze belegt. Dann ging das zur nächsten Stufe in die Stadt, damals Karl-Marx-Stadt. Da traten Schüler aus allen Schulen der Stadt an. Dort hatte ich auch wieder Top-Ergebnisse. Und Medallienplatzierungen erreicht.

Und dann kam die nächste Stufe. Da ging es um die Bezirksmeisterschaften. Also kamen auch noch Schüler und Kinder von außerhalb der Stadt, um sich zu messen. Und auch dort habe ich wieder dritte Preise belegt beispielsweise. Und aufgrund dieser Tatsache sprachen mich Lehrer an und legten mir nahe, ab einem bestimmten Alter eine Spezialschule für Mathematik und Naturwissenschaft zu besuchen.

Wir hatten Eine dieser Schulen in unserer Stadt und obwohl ich von meinem mathematischen Talent wusste, wusste ich instinktiv gleich: „Nee, das will ich nicht. Da habe ich keinen Bock drauf.“

Ich habe mich da rumgewunden und rausgeredet und habe gesagt, nee, mache ich nicht, habe ich keine Lust drauf. Und hatte zum Glück auch den Rückhalt bei meinen Eltern. Die haben da nie Druck aufgebaut, sondern ich konnte das frei entscheiden.

Und ich hatte einfach, ohne groß drüber nachzudenken, instinktiv gespürt, das würde mich in dem einschränken, was ich wirklich gerne tue: nämlich draußen sein, mit meinen Freunden spielen, Fußball spielen, im Wald rumstromern. Ich hatte einfach überhaupt keinen Bock, in meiner Freizeit mich mit mathematischen Themen herumzuschlagen.

Ein prägendes Erlebnis

Ich hatte einmal ein Erlebnis: nachdem ich bei so einer Mathematik-Olympiade einen Medaillenplatz belegt hatte, wurde ich von den Veranstaltern und den Lehrern dort angesprochen: komm doch mal in unsere „AG Junge Mathematiker“.

Ich habe da einmal zugesagt. Und das war dann nachmittags nach der Schule, ich weiß es noch wie heute. Die Sonne schien draußen, es war schön warm, also bestes draußen rumstromer Wetter. Ich aber setzte mich in den Bus und fuhr ans andere Ende der Stadt, um an einer Mathematik AG teilzunehmen.

Dort saß ich dann mit einem Haufen anderen Kindern in meinem Alter und löste irgendwelche mengentheoretischen Fragen. Hatte davon keinen Plan, habe auch gemerkt, die anderen Kinder haben da schon viel mehr Erfahrung und Übung drin als ich. Aber was ich vor allem gemerkt habe: es macht mir überhaupt keinen Spaß. Es macht mir keinen Spaß, egal wie gut ich grundsätzlich diese Zusammenhänge verstehen kann, wenn ich mich damit befasse. Also war ich das erste und letzte Mal dort und habe diese AG nie wieder besucht.

Der Verstand gewinnt die Oberhand

Später hat sich das Blatt dann gewendet. Ich habe nicht irgendwann aufgehört, auf mein Herz zu hören und mein Verstand hat das Ruder übernommen. Ich weiß nicht genau, wann das passiert ist und warum das passiert ist. Ich weiß aber heute, dass mir das eine Menge Entwicklungen eingebracht hat, die nicht notwendig gewesen wären.

Es ging spätestens im Gymnasium los mit der Wahl der Leistungskurse. Da war Mathematik mein Leistungskurs und auch den habe ich wieder mit Bravour abgeschlossen und bestanden. Aber es hat mir halt nie Spaß gemacht. Und dann kam die Frage auf Studium oder Beruf oder irgendwas anderes? Dass ich ein Studium aufnehmen werde, stand für mich irgendwie nie außer Frage. Nun war die Frage, was sollte ich studieren? Ich hatte da mit 18, 19 überhaupt keine Ahnung.

Oder genauer gesagt, ich hatte Ahnung, aber diese Ahnung habe ich schon nicht mehr zugelassen.

Wenn ich gemacht hätte, was mich wirklich interessiert hätte, hätte ich irgendwas mit Anthropologie oder Meereskunde oder Biologie studiert. Hatte aber die gesellschaftlich eingeprägten Stimmen im Kopf: „brotlose Kunst“ und mit meinem mathematisch-naturwissenschaftlichen Talent, da könnte ich doch was Richtiges erlernen und studieren, nämlich einen ordentlichen Ingenieursberuf.

Also habe ich mich dafür entschlossen, Elektrotechnik zu studieren. Das war Mitte der 90er Jahre, 1995 habe ich mit Studium begonnen. Da war Sicherheit gewährleistet, einen top bezahlten Job als Diplomingenieur für Elektrotechnik zu finden.

Was soll ich sagen?

Ich habe mich mein ganzes Leben lang nie für Elektrotechnik interessiert.

Das ist im Studium nicht besser geworden. Ich habe mich dort durchgebissen und mehr als das. Ich habe auch dort wieder einen hervorragenden Abschluss mit einer Eins vor dem Komma im Diplom erlangt. Und trotzdem hat es mir keinen Spaß gemacht.

Das Studentenleben fand ich hervorragend. Das Studium selber, die Inhalte und alles, was damit verbunden war, waren schwer, waren zäh, war überhaupt nicht mein Ding. ist es mir niemals gelungen, ein ernsthaftes Interesse daran zu erwecken.

Das Herz meldet sich noch einmal

Dann gab es noch mal einen kleinen Funken „Herzensentscheidung“: ich habe nach meinem Studium ernsthaft darüber nachgedacht: willst du Elektrotechnik-Ingenieurswesen wirklich für die nächsten 40 Jahre tun?

Da hatte ich wohl nochmal einen hellen Herzensfunken, der hat gesagt: Nö!

Ich hatte mich autodidaktisch mit Webdesign, Webentwicklung beschäftigt. Mit Partnern zusammen haben wir schon als Studenten eine kleine Webdesign-Agentur gegründet und dann habe ich für mich gesagt: okay, setze ich alles auf eine Karte und starte direkt nach dem Studium als Unternehmer, Webdesigner und Webentwickler.

Und das war, was ich gemacht habe. Als junger Erwachsener in dieser Frage nochmal meinem Herzen gefolgt und habe nicht auf den Verstand, die Vernunft gehört, die hätte nämlich gesagt: „Mach was Ordentliches, Junge!“

Auch hier bin ich meinen Eltern wieder super dankbar, dass die da zu keiner Zeit mich in irgendeine Richtung gedrängt haben. Natürlich gab es die elterlichen Ratschläge, mach doch was Richtiges, mach doch was Vernünftiges, aber ohne einen ernsthaften Druck aufzubauen.

Also ich habe mich Hals über Kopf ins Unternehmertum gestürzt und habe mich ausprobiert. Und daraus ist ja, wenn du hier schon eine Weile länger dabei bist oder andere Podcast-Folge gehört hast, eine zweite Firma entstanden, die eine Produkt- und Preisvergleich-Plattform entwickelt und betrieben hat. Daraus ist mein erstes Unternehmen entstanden, was ich über 15 Jahre aufgebaut und erfolgreich geführt habe, ein Team aufgebaut mit 40 Leuten und mehr und dabei eine ganze Menge gelernt habe.

Der Kopfmensch ist am Steuer

Und gleichzeitig ist mir auf diesem Weg im Nachhinein klar geworden, dass ich immer weniger auf meine innere Stimme gehört habe, sondern immer mehr meinem Verstand gefolgt bin.

Vielleicht wunderst du dich, warum ich über dieses Thema heute spreche und was das Problem dabei ist, wenn wir auf unseren Verstand hören und die Stimme unseres Herzens nicht mehr wahrnehmen und nicht mehr auf sie hören. Und darüber möchte ich jetzt mit dir sprechen, denn das habe ich selbst an eigenem Leibe spüren dürfen und spüre das auch heute noch. Damals war mir das aber überhaupt noch nicht bewusst.

Was ist das Problem, ein Kopfmensch zu sein?

Im Laufe meiner Unternehmerkarriere, und das wirst du selbst wissen als Unternehmer, gilt es immer wieder Entscheidungen zu treffen. Riskante Entscheidungen, Entscheidungen, die das Unternehmen voranbringen können, die es aber auch in den Abgrund reißen können. Da ist niemand, der einem zur Seite steht und sagt, du musst jetzt genau das machen, Ronald, weil das ist die richtige Entscheidung.

Du musst es also selber treffen. Und ich habe mich bei dem Treffen von unternehmerischen Entscheidungen auf meinen messerscharfen Verstand verlassen. Eine weitere Wesensart von mir ist, dass ich ein sehr bedächtiger Mensch bin. Das heißt, im wahrsten Wortsinne durchdenke ich Entscheidungen in alle Richtungen, wäge alle Eventualitäten ab und treffe nach rationaler Betrachtung dann entsprechende Entscheidungen.

Und das hört sich sehr vernünftig an. Das Problem dabei ist, es sind eine ganze Menge Entscheidungen dabei rausgekommen, die richtig kritisch waren. So richtig… voll daneben gehauen.

Und wenn ich mir diese Entscheidungen dann Jahre später im Nachhinein betrachtet habe und ganz ehrlich zu mir war, dann habe ich immer wieder festgestellt:

Ich wusste es eigentlich vorher besser.

Und diesem inneren Impuls, eine bestimmte Entscheidung anders zu fällen, als es mir die Vernunft geraten hatte, diesen Impuls habe ich wahrgenommen. Aber ich habe ihm nicht vertraut oder ihn abgetan, bin ihm nicht gefolgt, weil er eben nicht dem Verstand entsprang, sondern irgendetwas anderem.

Ich wusste damals noch gar nicht, was es ist. Heute weiß ich, es war meine Intuition, es war mein inneres Herzenswissen, was da zu mir gesprochen hat. Aber ich habe eben über viele Jahre und Jahrzehnte dieses Wissen komplett in mir verschlossen. Verlernt, es wahrzunehmen und darauf zu hören.

Ich habe Entscheidungen getroffen, die weder gut für meine Firma noch gut für mich persönlich waren. Und doch sahen sie nach außen rational und vernünftig aus.

Der Kopfmensch als Unternehmer

Das ist das Problem, was ich auch bei anderen Unternehmern immer wieder sehe. Wir versuchen, aus dem Verstand heraus Probleme zu lösen, Entscheidungen zu fällen, unser Unternehmen oder unser Leben weiterzuentwickeln und voranzubringen. Und das funktioniert nicht.

Woran merkst du jetzt, dass du ähnlich tickst, wie ich in der Vergangenheit getickt habe?

Ich habe es daran festgemacht, dass die Dinge sich wie ein ewiger Kampf anfühlen.

Am Anfang, in den ersten Jahren des Unternehmensaufbaus, da flossen die Dinge so vor sich hin. Es gab einen Punkt, wo wir gewisse Mechanismen erkannt haben, die uns geholfen haben, unser Geschäftsmodell aufzubauen. Dann ging es relativ flott und die ersten Jahre des Unternehmensaufbaus fanden in einer Art Flow statt. Das ging also relativ einfach.

Aber irgendwann war diese Phase beendet. Irgendwann hat mein Unternehmen eine unsichtbare Decke erreicht, die es nicht durchstoßen konnte. Wir sind auf der Stelle getreten. Wir haben uns umsatztechnisch kaum weiterentwickelt oder wenn, dann nicht nachhaltig, sondern nur mit kurzfristigen Umsatzsteigerungen.

Die Leichtigkeit geht verloren

Als sich dann Dinge im Außen veränderten, zum Beispiel immer mehr Wettbewerber eintraten, immer mehr Menschen im Internet mit Online-Marketing-Konzepten Geschäftsmodelle aufgebaut haben – also die See rauer wurde – ging das Spielerische verloren und Unternehmertum, Geschäftsführer sein, wurde mehr und mehr zum Kampf für mich.

Das ging ganz schleichend über. Das ist mir aber lange Zeit überhaupt nicht aufgefallen. Auch nicht, als mein Körper anfing, mir Signale zu schicken und zu sagen, hier Junge, irgendetwas läuft hier nicht so, wie es sollte. Das habe ich lange ignoriert und jetzt bin ich jemand, der ein extrem hohes Durchhaltevermögen hat und das ist auf der einen Seite sehr hilfreich und auf der anderen Seite ist es eben auch extrem gefährlich.

Und ich erkenne dieses Durchhaltevermögen bei ganz vielen Unternehmern.

Hat als Kehrseite der Medaille eben, dass wir zu spät erkennen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie laufen sollten. Und wir aber versuchen, noch mehr Energie, noch mehr Arbeit, noch mehr Aufwand aufzubringen, um das Problem zu überwinden, was aber nicht funktioniert, was uns nur Energie kostet, Nerven kostet und nicht zuletzt auch wertvolle Lebenszeit kostet.

Warum also ist es ein Problem, wenn wir Entscheidungen ausschließlich vom Verstand steuern lassen und nicht auf unsere innere Stimme hören?

Die Frage ist ja, wie merke ich das und wann merke ich das? Und ich habe es in meinem Fall gemerkt, wenn die Dinge, die ich tue

  • sich schwer anfühlen
  • wenn das alles zäh wie Leim geht
  • obwohl ich extrem viel arbeite
  • immer wieder neue Dinge ausprobiere aber nichts funktioniert richtig
  • das Ganze eine Schwere mit sich bringt
  • also weit davon entfernt ist, Spaß zu machen
  • weit davon entfernt, dass alles im Fluss ist und einfach läuft
  • sondern es ist ein Kampf, der sich mitunter über Monate oder Jahre, vielleicht Jahrzehnte hinziehen kann.

Wie Prägung unser Erleben beeinflusst

Ich habe lange Zeit geglaubt, so ist das nun mal. Es muss schwer gehen, denn Erfolg hat mit viel harter Arbeit zu tun, muss sich quasi im Schweiße des Angesichtes erarbeitet werden…

Das sind Prägungen, die nicht nur nicht richtig sondern vor allem sehr hinderlich sind.

Denn sie behindern mich und sie behindern dich daran zu erkennen, dass es der falsche Weg ist.

Wenn es nur über Kampf, über Härte, über zähes Ringen geht, dann ist es nicht der richtige Weg, dann ist es nicht der Weg, den dein Herz dir zeigt.

Und wie gesagt, vor vielen, vielen Jahren habe ich das intuitiv gewusst. Ich wusste, hätte ich mich dafür entschieden, an die Spezialschule für Mathematik und Naturwissenschaften zu gehen, dann hätte ich das sicherlich auch gemeistert, aber ich hätte wahrscheinlich wesentlich weniger Spaß an meinem kindlichen Leben gehabt, weil ich wahrscheinlich viel mehr Zeit damit verbracht hätte, für die Dinge zu lernen oder mich mit Themen zu beschäftigen, die mir eigentlich überhaupt keine Freude bereiten und ich viel weniger Zeit gehabt hätte, um mit meinen Kumpels und Freunden rauszugehen, auf die Wiesen und Wälder und Fußball zu spielen und im Wald Staudämme zu bauen und die Tiere zu beobachten.

Was tun, wenn du ein Kopfmensch bist?

Was machen wir jetzt mit diesen Erkenntnissen? Was kannst du tun, wenn du dich in einigen der Punkte wiedererkannt hast, ähnliche Erlebnisse machst, in der Vergangenheit gemacht hast?

Der erste Schritt ist, dieses Thema überhaupt als „Baustelle“ wahrzunehmen.

Das ist der erste und der wichtigste Schritt.

Das heißt, erkenne, dass du Entscheidungen ausschließlich im Kopf fällst. Erkenne, dass du verlernt hast, auf deine innere Stimme zu hören. Vielleicht nimmst du sie überhaupt nicht mehr wahr oder vielleicht nimmst du sie wahr, aber vertraust ihr nicht mehr.

In meinem Falle ist es lange Zeit so gewesen, dass ich sie überhaupt nicht mehr wahrgenommen habe. Also ich wusste nicht, was heißt das, wenn Menschen zu mir sagen, hör doch mal darauf, was dein Herz dir sagt. Und da habe ich gehört und gehört und das hat überhaupt nichts gesagt…

Also, erkenne erst einmal an, wenn du dich hier wieder findest, dass es damit zu tun hat, dass du sehr im Kopf bist, dass der Verstand dich leitet und dein Herz verschlossen ist.

Und wenn du das für dich anerkannt hast, dann kannst du zum nächsten Schritt übergehen. Dann kannst du zum Beispiel der Frage nachgehen: was ist eigentlich dieser Verstand? Und welche Aufgabe hat dieser Verstand?

Wie kann ich mir meinen Verstand wirklich so zunutze machen, dass er mir hilft, das Leben und den Erfolg als Unternehmer, als Mann, als Familienvater zu erleben, den ich mir doch so sehr wünsche?

Wie kann der Verstand mich dabei unterstützen und nicht weiter blockieren, wie er das jetzt vielleicht gerade macht?

Wie funktioniert unser Verstand?

Da hat mir sehr geholfen, zu verstehen, was so ein Verstand überhaupt ist, wo der herkommt, was er für eine Bedeutung hat. Wir sagen ja, dass es der Verstand ist, der uns von anderen Wesen im Tierreich unterscheidet.

Also er verleiht uns die Fähigkeit, uns Dinge bildlich vorstellen zu können. Er verleiht uns die Fähigkeit, in die Zukunft schauen zu können und er verleiht uns die Fähigkeit, Szenarien zu entwickeln, die so noch gar nicht stattfinden und darauf dann entsprechend reagieren zu können.

Das ist eine super wichtige und hilfreiche Eigenschaft, wenn wir sie richtig einsetzen.

Wenn wir sie falsch einsetzen und uns ausschließlich von ihr leiten lassen, dann kann das dazu führen, dass wir bis zu einer gewissen Stelle kommen und nicht weiter. Und egal, wie sehr wir uns bemühen, wir kommen nicht auf die nächste Stufe Entwicklung, sei es als Unternehmer, sei es als Familienvater, sei es als Mann und Mensch.

Evolutionsgeschichtlich hat der Verstand eine zentrale und wichtige Aufgabe: uns als Individuen am Leben zu erhalten und damit der Gesamtheit der Menschen als Art, das Überleben zu sichern.

Und das hat er hervorragend gemacht. Unsere Ahnen waren also in der Lage, in gewisser Weise Dinge vorauszudenken und so zum einen mögliche Gefahren zu vermeiden und zum anderen Lösungen zu entwickeln, um sich das Leben einfacher und sicherer zu machen.

Dein Verstand will nicht dein Glück

Eine Aufgabe hat der Verstand nicht: uns glücklich zu machen.

So sehr wir uns das wünschen, so sehr wir danach streben, ein möglichst erfülltes und zufriedenes und erfüllendes Leben zu führen, – das ist nicht die Aufgabe, die der Verstand für uns lösen kann.

Im Gegenteil, er wird uns immer wieder davon abhalten, weil ein solches Leben aufzubauen heißt auch gleichzeitig, viel Bekanntes zu verlassen und Neues zu entdecken, neue Schritte zu gehen, die Komfortzone zu verlassen.

Das macht Angst. Und diese Angst wird vom Verstand gesteuert, weil er sagt, du lass mal alles beim Alten. Es funktioniert ja so. Woran erkenne ich das? Naja, du lebst. Also alles richtig gemacht, nix verändern, lass das so. Dann ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass du morgen immer noch lebst.

Das ist also, mal in kurzen, einfachen Worten die Hauptaufgabe des Verstandes.

Wenn ich das weiß, dann kann ich mit dem, was er mir ständig einflüstert, völlig anders umgehen. Dann habe ich die Möglichkeit zu sagen, okay, das ist der Verstand, der hier zu mir spricht. Und ich verstehe, dass er mich vor Schlimmen bewahren will. Und ich verstehe auch, dass er kein Interesse daran hat, dass ich mich weiterentwickele. Er sieht in diesem nächsten Schritt, der mich meinem Ziel ein Stückchen näher führt, eine große Gefahr. Vor der will er mich bewahren und deswegen setzt er sein gesamtes Geschick dafür ein, mich davon abzuhalten, das zu tun, was ich tun muss, um weiterzukommen auf meinem Pfad zum Glück.

Wenn ich das weiß, weil ich verstanden habe, welche Funktion der Verstand einnimmt, kann ich mich von dem, was der mir da einflüstert, lösen.

Heißt, ich kann mir einfach in jeder Situation sagen: das sagt mein Verstand und ich muss ihm nicht alles glauben, was er mir erzählt.

Wenn dir das gelingt und es ist eine Übung, eine immer fortwährende Übung, das ist also nichts, was wir mal eben lernen und dann tun, sondern das bedeutet also völlig neue Gewohnheiten zu erlernen, das bedeutet diese Art und Weise zu sein, in dein Leben zu integrieren.

Das bedeutet auch, alte Überzeugungen über Bord zu werfen, abzuladen, neue Überzeugungen zu erlernen und zu verinnerlichen.

Aber wenn dir das gelingt und wenn du dich auf diese Reise begibst, dann wirst du merken, wie sich die Dinge plötzlich ganz anders anfühlen. Viel leichter, viel einfacher, viel angenehmer. Spaß und Freude kommen wieder auf bei dem, was du tust.

Und Schritt Nummer drei wäre dann, wenn du Abstand von deinem Verstand gewinnst, zu schauen, was sagt denn jetzt mein Herz, meine innere Stimme, meine Intuition – wie immer du es bezeichnest.

Und auch das ist eine große, große Übung, an der ich mich täglich versuche, mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg.

Das ist der Schlüssel und das ist der Impuls, den ich dir heute hier mitgeben möchte.

Vielleicht fang ich in meinem ersten Schritt an, einfach darauf zu hören, wer spricht gerade zu dir. Ist es der Verstand oder ist es deine innere Stimme, deine Herzensstimme?

Mach das einfach zur Übung. Du musst da noch nicht direkt unbedingt drauf reagieren. Es sei denn, du stellst schon unmittelbar fest, ach, Moment, vielen Dank, lieber Verstand, dass du hier einen tollen Hinweis für mich hast. Und ich brauche den heute mal nicht für deine Arbeit in der Vergangenheit. Heute brauche ich den nicht. Heute habe ich mir was anderes vorgenommen und ich mache das, egal was du mir da gerade versuchst, einzuflüstern.

Wenn dir das gelingt, hast du einen unfassbar starken, großen Hebel in der Hand, um deinem Leben, um deinem Unternehmen, um dir selbst völlig neue Richtungen zu geben.

Ich wünsche dir viele wundervolle Erfahrungen auf dieser Reise,

Ronald

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Veröffentlicht im Dezember 2023

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